Review< Zurück 28.11.2010
Von Max Werschitz
Gegensätze ziehen sich an. Aber Gleich und Gleich gesellt sich gern. Wer soll sich da bitte noch auskennen, was ist nun das Geheimnis der perfekten – oder sagen wir mal der zumindest möglichst praktikablen – Beziehung? Ralf Westhoff begleitet in seinem zweiten Spielfilm die beiden nicht mehr ganz Frischverliebten Claire und Leo durch ein amüsant-nachdenkliches Kommunikationsdickicht.
Gut zwei Jahre ist es her, da haben sich die Mittdreißiger Münchner Claire (Julia Koschitz) und Leo (Felix Hellmann) kennen- und lieben gelernt. OK, ich geniere mich jetzt ein bisschen für diese ausgelutschte Phrase, aber: "-gelernt" ist hier womöglich wirklich das ausschlaggebende Wort. Denn wenn man so unterschiedlich ist wie die beiden, dann bedarf es schon eines gewissen Lernprozesses um die eigenen Hormonschübe langfristig beziehungstauglich zu machen. Und nun machen sich die ersten Zweifel breit, und die Gegensätze drohen die Gemeinsamkeiten endgültig zu übermannen bzw -frauen. Claire sucht deswegen immer wieder Trost bei ihrer besten Freundin Ivonne (Katharina Marie Schubert), die Single und eigentlich ein bisschen eifersüchtig auf sie ist. Leo quatscht ständig seinen besten Freund Tobias (Leopold Hornung) voll, der davon insgeheim auch schon ziemlich genervt ist. Und beide reden fleißig mit der Kamera und somit direkt dem Kinopublikum – und machen sich gemeinsam mit ihm auf die emotionale Spurensuche.
Nach dem großartigen Shoppen (2006) beweist der Münchner Drehbuchautor und Regisseur Ralf Westhoff zum zweiten Mal dass er ein Meister der pointierten Dialoge rund um das Thema Ein- und Zweisamkeit ist. Und durch die meist hochamüsanten, oft auch nachdenklichen, und teils durchaus poetischen Monologe die den Film über weite Strecken tragen treibt er vor allem seine Hauptdarstellerin und seinen Hauptdarsteller zu wahren Höchstleistungen an.
Normalerweise werden aus Theaterstücken irgendwann Filme gemacht. Westhoff scheint das instinktiv umgekehrt anzugehen: seine Filme würden hervorragende Theaterstücke abgeben. Der letzte schöne Herbsttag ist intelligentes Wohlfühlkino zum Lachen, Schmunzeln und Nachdenken, und trotz der Reduktion auf großteils nur zwei SchauspielerInnen garantiert nie langweilig.
Meine Wertung: |
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